Sarah & Aaron: Nessaja´s Worte

Wer in diesem Jahr meinen Blog verfolgt hat, wurde auch durch den Eintrag „On the way“ aufmerksam. Als Vorbereitung für die Einladungskarten Ihrer Hochzeit, hatte ich Bilder von Sarah und Aaron gemacht. Es war sehr kalt damals und die Landschaft alles andere als farbenfroh. Es sind dennoch tolle Bilder entstanden und die Einladungskarten waren supertoll. Sarah bat mich beim damaligen Shooting, auch die Bilder an der Hochzeit zu machen, jedoch war ich auch als Gast geladen. Dies ist etwas, was ich grundsätzlich vermeide.


Ich denke man sollte Fotografen nie vergleichen. Jeder hat seinen eigenen Stil, seine eigene Vorgehensweise. Bei mir ist es so, dass wenn ich der „Hauptfotograf“ an einer Hochzeit bin, dass ich mich zu 100% darauf einstelle. Eine Hochzeit zu betreuen, bedeutet für mich volle Konzentration. Den ganzen Tag über versuche ich das eine entscheidende und unvergessliche Bild festzuhalten. Ein Bild welches im besten Fall eine Geschichte erzählt und ewig die Wände des Paares als Erinnerung ziert. Die Vorbereitungen auf diesen Tag beginnen weit vor der Hochzeit, so schaue ich u.a. täglich auf die Wetter-App, mit der Hoffnung auf gutes Wetter. Es ist also stets eine gewisse Anspannung vorhanden und erst am Tag der Hochzeit und damit meine ich spät in der Nacht, fällt diese ab und ich merke, wie der Körper sich langsam lockert.
Mag sein dass dies jetzt für viele Leser etwas verwunderlich klingt und manche sich fragen, warum macht er dies dann überhaupt noch. Nun es ist so, dass solch ein Tag natürlich auch ganz wunderschöne und tolle Seiten hat. Fast Niemand verbringt an diesem Tag mehr Zeit mit dem Brautpaar als der Fotograf, welcher fast überall dabei ist. Man spürt hautnah, welche Liebe und Zuneigung ein Paar zueinander hat und wie sehr sie den Tag genießen. Und sollte dennoch mal Anspannung vorhanden sein, dann kann dieser eine Fotograf mit ein paar netten Gesten sofort für Lockerheit und Entspannung sorgen. Natürlich muss es grundsätzlich zwischen dem Brautpaar und mir passen, aber bisher hatte ich da noch nie Probleme.

Wichtig ist, dass jeder Anwesenden zu jedem Zeitpunkt spürt, dass der Fotograf Alles gibt, dass er immer zur Verfügung steht und auf alle Wünsche ansprechbar ist. Die Ergebnisse werden nicht nur vom Brautpaar, sondern auch von allen Gästen und Besucher meiner Seiten, bewertet. Deshalb kann man solch einen Tag auch nicht einfach mal so larifari begleiten und hier und da mal ein Bild machen. Diese Lässigkeit würde einen Fotografen spätestens wieder einholen, wenn er daheim am Bildschirm die Ergebnisse sichtet und denkt, hätte ich etwas mehr investiert, könnte ich stolz und zufrieden auf meine Bilder sein. Vielleicht ist es auch aufgrund meines hohen Einsatzes wegen, dass seit über 10 Jahren, jährlich Brautpaare auf mich zukommen und mich buchen möchten.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Eingangs hatte ich erwähnt, dass ich auch als Gast bei Sarah und Aaron geladen war und daher lange überlegen musste, ob ich die Bilder wirklich machen werde. Ich kann eben nur so agieren, wie ich oben erzählt habe. Bin ich jedoch Gast und mit meiner Familie anwesend, dann möchte ich solch eine Feier auch genießen. Frei weg von Sorgen, tolle Gespräche führen, mit Liam spielen und leckeres Essen schlemmern. Und sollte ein Vortrag kommen, dann eben nicht schnell prüfen, ob der Akku noch stark genug ist, ob der Blitz aufgesteckt ist und ob die Speicherkarte noch ausreichend Bilder ermöglicht. Nein. Einfach hinsitzen, zuhören und mit den anderen Gästen lachen und sich austauschen.

 


Aber wem erzähl ich dies Alles. Wer nämlich Sarah kennt, weiß, daß sie selbst ambitionierte Fotografin ist und auch ganz tolle Bilder macht. Sie kennt sich also bestens in diesem Gewerbe aus und kennt die Abläufe in einem Shooting sehr gut. Sarah und ich sind im Kleingewerbe tätig und haben unser Hobby quasi zum Nebenberuf gemacht. Entgegen der Fotografen, welche ihren Job hauptberuflich ausüben, ist es bei uns so, dass wir doch etwas mehr filtern können. Wir sind nicht gezwungen jeden Job an sich zu reißen, um die Betriebskasse zu füllen. Gerade in den Sommermonaten muss ein gelernter Fotograf, möglichst jedes Wochenende mit einer Hochzeit belegt sein, denn geht es auf den Winter zu, sind Shootings eher selten gefragt. Dieses Problem hatte auch Sarah und Aaron. Sie wollten nicht den ganzen Tag rund um die Uhr von einem Fotografen begleitet werden, aber dennoch Ihrem Anspruch für hohe Qualität gerecht werden. Also was macht man in solch einer Situation?
Man durchforstet die Familie und Verwandtschaft und hofft auf möglichst breit gefächerte Erfahrungswerte. Und wie kann es besser laufen, wenn die Tante Ansprechpartnerin Nr. 1 in Sachen Lumara-Backwaren ist und der Onkel, sowie Freund der Cousine, als jahrelange Fotografen aktiv sind. Klar. Man fragt nach und hofft auf ein „JA“ ohne Komplikationen, also eben genau so, wie die Gäste bei der kirchlichen Trauung vom Brautpaar :)
Und so kamen wir zu folgendem Kompromiss. Den Tag über sollte Peter die Beiden mit seiner Kamera begleiten und speziell bei den Portrait´s, ich dann aktiv werden. Wie ich im Nachhinein finde, war dies eine tolle Lösung. Ganz klar, es ist nicht das Gleiche, wie wenn die Bilder von einem Fotografen kommen, welcher nicht nur große Erfahrungswerte mit Hochzeiten hat, sondern auch Alles von einer Hand liefern kann. Aber ich denke dem waren sich die Beiden bewusst und sie dürften auch nicht enttäuscht worden sein, dass „nur“ Peter und ich die Bilder gemacht haben.

Ich hatte also dem Brautpaar zugestimmt und war am 24.06.2017, nicht nur für die Portraits, sondern auch für die Photobox zuständig. Gefeiert wurde am Trappensee in Heilbronn, eine wirklich wunderschöne Location. Eine großzügige Terrasse lädt zum Verweilen ein und wer sich die Füße vertreten möchte, kann jederzeit der herrlichen Natur einen Besuch abstatten. Die spätere Feier fand ich einem großen Saal statt, welcher durch die tolle Dekoration alle Gäste erstaunen ließ. Es fehlte an nichts und auch das Wetter spielte mit. Es war wirklich sehr heiß, keine Spur von Regen und Unwetter. Eigentlich genau so, wie es sich ein Brautpaar an solch einem Tag wünscht. Aber eben nur ein Brautpaar, nicht jedoch der Fotograf. So oft habe ich in anderen Blog´s erzählt, dass die Sonne der größte Feind für einen Fotografen ist und zumindest zum Zeitpunkt der Portraits, sollten wunderschöne Schäfchenwolken aufziehen. Denn da wo Sonne ist, ist dann auch Schatten. Es ist sehr schwierig hier passende Stellen für Bilder zu finden. Man sollte in solch einem Fall eigentlich rein in den Schattenbereich wechseln, denn spätestens daheim nimmt die Bilderbearbeitung sehr viel Zeit in Anspruch, tut man es nicht. Wie bereits erwähnt, war die Location wunderschön, jedoch auch begrenzt in Ihren Möglichkeiten. Nahezu alle möglichen Stellen waren unter voller Sonne. Und da waren Sie wieder meine Sorgen. Es war klar, dass ich nur ca. 1 Stunde für die Bilder haben werde. Die Sonne schien mit allen Gästen und dem Brautpaar um die Wette, Schattenplätze waren rar und mein Kunde ist selbst in der Fotografie unterwegs und kennt sich bestens aus. So rannte ich kurz vor dem Shooting durch den naheliegenden Park und suchte nach geeigneten Stellen. Noch während ich auf der Suche war, kam mir das Brautpaar schon für die Bilder entgegen und ich war mitten drin, statt nur dabei. Durch die tolle Unterstützung von Peter, würde ich sagen, dass wir jede freie Minute genutzt hatten und tolle Bilder entstanden sind. Der Zeitdruck war jedoch jede Minute zu spüren. Es ist immer so, dass ich während dem Shooting hunderte Mal zum Brautpaar und wieder zurück zur Kamera renne. Mal wird die Stelle leicht verschoben, mal der Teppich verstaut, dann wiederum das Kleid gerichtet oder ein Accessoires ergänzt. Erst wenn alles passt, wird erstmals auf den Auslöser gedrückt und dann Korrekturen auch an der Kamera durchgeführt. Normalerweise beschäftige ich mich zwischen 2-3 Stunden mit Portraitbilder. Wer also meine Seite besucht und die vielen tollen, aber auch unterschiedlichen Bilder eines Brautpaares sieht, der muß wissen, dass dies mit harter Arbeit und viel Engagement verbunden ist. Nur selten lassen sich alle Bilder an ein und derselben Location erstellen. Dies mussten wir bei Sarah und Aaron jedoch verwirklichen, denn ein Transfer wäre zeitlich nicht möglich gewesen. Gegen Ende des Shootings kamen dann auch schon die vielen Verwandte und Freunde für die Gruppenbilder. Es war also viel Hektik dabei und alles musste sehr schnell gehen. Kommen wir zu den Ergebnissen.

Ehrlich gesagt war ich überrascht, wie viele unterschiedliche Bilder wir doch hinbekommen hatten. Als ich daheim noch einmal alle Bilder Revue passieren ließ, konnte der Ablauf gut nachvollzogen werden. Da ich sehr sehr selbstkritisch bin, haben mir einige Einstellungen nicht optimal gefallen. Er wäre mehr möglich gewesen, jedoch denke ich, dass wir dann auch mehr Zeit benötigt hätten. Gut dass Sarah sich hier super gut auskennt und den Bildern im Nachhinein, Ihren eigenen Stil aufsetzen kann. Wie immer bekam das Brautpaar von mir alle Bilder bearbeitet und in unterschiedlichen Stilen zur Verfügung gestellt. Gott sei Dank, waren Sarah und Aaron sehr mit den Bildern zufrieden, denn dies ist und bleibt die Hauptsachen. Nicht den Eltern oder dem Onkel und der Tante, sondern dem Brautpaar müssen die Bilder gefallen. Dies hat absolute Priorität. Es gilt hier auch eigene Interessen zurückzustecken, wenn unterm Strich die Bilder so besser ankommen. Ein besonderes Lob hatte ich von Sarah persönlich bekommen. Sie meinte, eine Einstellung an der Kamera und etwas Schärfe, kann jeder gute Fotodesigner nachträglich noch beeinflussen. Was ihr jedoch besonders gefällt, ist meine Perspektive, denn diese kann durch kein Bearbeitungsprogramm ersetzt werden. Dies ehrt mich natürlich sehr und ich bin überglücklich, dass Beide ein paar Lieblingsmotive für sich gefunden haben.

 

 

Kommen wir zum Ende meines Blogs. Insgesamt habe ich Sarah und Aaron erst 4 Mal in meinem Leben getroffen. Mit jedem Treffen habe ich mehr über die Beiden erfahren. Um so schöner ist es, dass ich nun auch einen Teil in Ihrer Geschichte sein durfte. Es gibt Paare, die sind einfach füreinander geschaffen. Wenn ich mich richtige an die Worte der Diakonin in der Kirche erinnere, dann war es die Hartnäckigkeit der Beiden, die aus einem ersten Zusammentreffen, mehr erhoffen ließ. Und obwohl Aaron bereit für mehr war, ließ Sarah in zappeln mit den Worten „dass muss ich mir erst einmal überlegen“! Die Antwort kennt ihr nun Alle. Natürlich wurde mehr daraus und so wurde aus dem Surflehrer der Ehemann. Solche Geschichten ließt man meist nur in Bücher oder kennt sie von Disneyfilmen, hier war es aber die ganz persönliche Geschichte des Brautpaares. Bei vielen Shootings muss ich oft das Brautpaar dazu animieren, sich für das 4. Oder 5. Bild, auch mal zu knutschen. Da kommt es schon mal vor, dass die Braut zur Kenntnis gibt, dass alles „soft“ ablaufen muss, nicht dass der Lippenstift oder der Lipgloss danach fehlt. Bei Sarah und Aaron hatte ich das Gefühl, es waren 2 Teenager anwesend, welche sich frisch verliebten und nie wieder ohne den Partner sein möchten. Sie küssten sich quasi durchweg und oft kam das 4. Und 5. Bild an erster und an letzter Stelle. Sie genossen sichtlich jede gemeinsame Minute und ließen nur ungern von sich ab. Dies lässt mich aus voller Überzeugung schreiben, dass den Beiden eine tolle Zukunft bevorsteht. Schließlich sind Beide nicht erst seit 1-2 Jahren ein Paar und kennen sich in und auswendig. Sie wirken verliebt wie am ersten Tag und dies konnte nicht von jedem Brautpaar behaupten, welches ich in den letzten 10 Jahren betreuen durfte. Mein persönlicher Wunsch ist daher an das Brautpaar, dass sie einfach Kind bleiben sollen. Dies erinnert mich das bekannte Lied „Ich wollte nie erwachsen sein“ von Peter Maffay. In diesem Song geht es darum, dass man das Kind in sich bewahren soll, dass man nicht aufhört zu träumen. Die Welt sollte stets mit Staunen und viel Neugierde betrachtet werden. Im Tabaluga-Musical, ist es die 200 Jahre alte Schildkröte Nessaja, welche erzählt, dass das Leben nicht immer leicht ist, aber sie schon längst verloren hätte, wäre sie nicht Kind geblieben.

Mein Wunsch an Euch liebe Sarah und lieber Aaron. Bewahrt euch euer kindliches Sein. Achtet gut aufeinander und bleibt so verliebt, wie ich euch kennenlernen durfte. Alles Gute und auf ein baldiges Wiedersehen.

Liebe Grüße

André