Julia & Sebastian: 16 Stunden Leidenschaft

Die Hochzeit von Julia und Sebastian fand am 10.09.2011 statt. Wie eigentlich bei allen Paaren, wurde ich schon Monate vorher gefragt, ob ich die Bilder machen möchte. Sebastian kenne ich ja bereits aus meiner aktiven Fussballzeit bei der Eintracht und Julia tanzte über Jahre hinweg gemeinsam mit Caro. So war mir sofort klar, dass ich die Bilder machen werde und die Beiden gemeinsam begleite.

Bereits im Vorfeld trafen wir uns und sprachen über einige wichtige Punkte. Unter anderem gilt es abzuklären, ob der Pfarrer überhaupt erlaubt, dass ich Bilder machen darf usw. Bei dem Gespräch stellte sich heraus, dass Julia einige Bilder meiner Galerie sehr schön findet und gerne ähnliche Motive hätte. Da jedoch die Standorte nicht zu unserer Route passten, musste was Neues gefunden werden. Wie jedem Paar gebe ich vor, dass sie selbst nach geeigneten Orten für unser Portraitshooting suchen müssen (war bei unserer Hochzeit übrigens auch so !!!). Was bringt es mir als Fotograf, wenn ich z.B. in Rippberg ein geeignetes Plätzchen für die Bilder kenne, jedoch die Hochzeit ganz wo anders stattfindet und wir unnötig Zeit verlieren?

Da jedoch beide auf Bilder in schwarz-weiss stehen und am besten im Retro-Look (Milchkanne, Scheune im Hintergrund, usw.), hatte ich eine Idee. Ich machte mich mit meiner Kamera auf den Weg rund um Hainstadt und fand 2-3 nette Plätzchen für geeignete Portraits. Die Probebilder überzeugten Beide und so hatten wir bereits im Vorfeld einige Orte sicher. Am Tag der Hochzeit dann, begleitete ich Julia bereits beim Schminken. Wie ich finde, ermöglicht es mir hier, bereits einige schöne Detailbilder zu machen. So wurden die Brautschuhe am Kamin und auf der Treppe festgehalten, der Brautvater beim befestigen der Ringe und die Korrektur der letzten Details am Brautkleid. Ich liebe es, Brautpaare bei Ihrem schönsten Tag zu begleiten, die wichtigsten Momente mit meiner Kamera einzufangen und den ganzen Tag glückliche Menschen um mich herum zu haben. Ich denke hier kam man nicht von Arbeit sprechen, sondern von Leidenschaft.

Um meinen ersten Blog nicht auf mehrere Seiten verteilen zu müssen, versuche ich den Rest des Tages in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Fakt ist, wir hatten nach tagelangem Regenwetter, "brutalen" Sonnenschein. Da früh morgens noch der Nebel auf den Feldern durchs Ort schweifte, entstand richtig "dicke Luft". Wenn ich ehrlich bin, war ich bereits um 9 Uhr so fix und fertig, dass ich am Liebsten den Anzug ausgezogen und den Rest des Tages mit einem Eis vorm Fernseher verbracht hätte. Da sich ein Fotograf jedoch nicht das Wetter aussuchen kann, zogen wir die Portraits knallhart durch. Bei einigen Bildern stand die Sonne jedoch so tief, dass es wirklich sehr schwierig war, die Portraits an den gewünschten Plätzen durchzuführen. Sogar meine Objektive liefen ständig an und mussten vor jedem Bild abgerieben werden. So etwas hatte ich wirklich noch nie.

Auf dem Weg zum Freilandmuseum nach Gottersdorf passierte zuätzlich was Unerwartetes. War doch tatsächlich ein Schäfer mit seinem Hirtenhund und hunderten von Schafen unterwegs. Ich brauchte nicht lange, um das Brautpaar zu überzeugen, dass dies die einmalige Chance ist, ein Bild festzuhalten welches nicht jeder hat. Zwar waren die Schafe im Gegenlicht und nicht immer alle zusammen (schwach Hinterhund, ganz schwach !!!!), jedoch entstanden 2-3 tolle Bilder für die Ewigkeit.
Beim Freilandmuseum wussten wir bereits, dass am selben Tag "Living History" auf dem Programmpunkt des Museums stand. Einige geschichtliche Szenen aus September 1945 wurden nachgestellt und hierfür u.a. Akteure wie eine Bauernfamilie, Soldaten, usw. einbestellt. Wir hofften auf einen geringen Besucherdrang und möglichst viele freie Motive. Da jedoch das Wetter eimalig war und viele die Chance zu einer Wanderung nutzten, wurden wir vom Gegenteil überrascht. Bereits um 10 Uhr waren mehrere hundert Besucher unterwegs und es war wirklich schwierig, ein Portrait ohne den typisch deutschen Tourist (Sandale, Bierbauch, Foto um den Hals,....) im Hintergrund zu haben. Jedoch haben wir auch hier das Optimum herausgeholt und erneut der Sonne getrotzt.

Da die standesamtliche Trauung perfekt war, springe ich im Text direkt zur kirchlichen Trauung. Diese fand ebenso wie die Feier, in Hollerbach stand. Eine kleine, hübsche Kirche wurde zum Anziehungspunkt hunderter "Fans". Die Kirche war wirklich voll bis unter die Decke und noch nie hatte ich solche Probleme, ein Bild von der Empore zu schießen. In 3er-Reihen saßen Freunde und Bekannte auf der Treppe und wollten nicht eine Sekunde der Zeremonie verpassen. Als Fotograf empfand ich die Kirche ein wenig dunkel, jedoch wie die Ergebnisse zeigen, war dies kein Problem.
Kommen wir zu einer Premiere. Da ich ja bereits bei einigen Hochzeiten der Fotograf war, handelt es sich hier nicht um die fotografische Festhaltung der Segnung der Ringe oder den Trauspruch. Nee nee. Also ich möchte niemanden vorweggreifen, aber die Predigt des Pfarrers war wirklich sehr sehr lang :)  So machte ich mich mit meiner Kamera auf den Weg hinter den Altar. Ich dachte, auch Bilder wo man Alles vom Background sieht, wären nicht schlecht und schlich mich nach und nach von rechts nach links. Mit dem Auge am Okular ging ich dann einige Schritte nach vorne, um einen besseren Ausschnitt fürs Bild zu bekommen. Und dann passierte es. Ich kam mit meinem linken Fuss (welcher sonst, schliesslich schoß ich früher mit rechts !!!) an die Klingel der Messdiener und trug so meinen persönlichen Beitrag zur Predigt bei. Der Priester hob nämlich noch nicht die Brotschale bzw. den Kelch in Richtung Hochzeitsgesellschaft, sondern war immer noch bei der Predigt. So schellte die Klingel an diesem Tag halt 1x mehr, jedoch bekam ich anstatt Hohn und Spott, nach der Trauung noch Dankessprüche und Händeschütteln. Der Priester beendete nämlich nur 1 Minute nach meiner Aktion seine Predigt und Alle waren sichtlich zufrieden :o)

Die anschliessende Feier in der Hollerbacher Scheune war wirklich sehr schön. Wer die Location noch nicht kennt, sollte sich wirklich mal ein Bild vor Ort machen. Jedoch ist die Scheune auch mit viel Arbeit verbunden. Jeder Tisch, jeder Stuhl und alles was man für die Hochzeit benötigt, muss selbst mitgebracht und zur Verfügung gestellt werden. So war es klar, dass alle Familienangehörige bereits 4 Tage vorher mit der Dekoration begannen. Das Ergebnis stellte ich mir bereits vor der Hochzeit  wunderschön vor. Ist doch Julia´s Mutter jedes Jahr bei der Dekoration des  Oktoberfestes in Hainstadt ein fester Bestandteil. Ich wurde nicht enttäuscht und die Deko war traumhaft schön, ebenso wie der Rest des ganzen Abends. Nach 16 Stunden fiel ich tot müde ins Bett und war sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Die Bilder gibt es wie immer nach Rücksprache mit dem Brautpaar unter Galerie.

 

VG André

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